Der Hexenröhrling

Narrisch gute Schwammerl gefunden von Michael Pucher

 


Im Mittelalter wurden die„Hexenpilze“ wegen ihrer blauen Verfärbung der Hexerei zugeschrieben. Heute spricht der Biochemiker von „Oxidationsprozessen“ die durch plötzliche Luftzufuhr ausgelöst werden.

Wenn ich bei Pilzwanderungen oder Seminaren einen Hexenröhrling zerschneide und das hellgelbe Fleisch binnen Sekunden tintenblau anläuft, regt sich bisweilen die Urangst im unvorbereiteten Betrachter. „Das ist ja sehr interessant, aber essen kann man den sicher nicht“ bekomme ich häufig als Antwort. Andere schaudern und begreifen meinen Hinweis auf die Verzehrbarkeit als schlichte Zumutung. Nein, essen würden sie diesen Pilz nie und nimmer, da mag ich als ausgebildeter Pilzkenner behaupten, was ich will.

Schreckfarbe gegen Fressfeinde, denke ich mir in solchen Situationen. Es funktioniert noch immer. Viele Pilzkenner behaupten, dass eine Pilzsuppe ohne diesen Pilz keine richtige Suppe wäre - das finde ich auch! Er gehört zu den besten Speisepilzen und ist genauso gut oder sogar noch besser als der begehrte Steinpilz!


Mykologische Beschreibung (Boletuserythropus)

Der Hut ist 5 bis 20 cm breit, dunkelbraun, etwas ausblassend, wildlederartig samtig. Daher wird das Schwammerl bei uns auch „Schusterpilz“ genannt. Die Hutform ist jung halbkugelig, dann ungleichmäßig, polsterförmig gewölbt.

Die dunkelroten Röhren an der Hutunterseite verfärben sich bei Druck sofort dunkelblau. Die Hexenröhrlinge gehören zur Gattung der Dickröhrlinge was auf den dickbauchigen Stiel hinweist. Der Stiel ist das stärkste Unterscheidungsmerkmal der Hexenröhrlinge. Während die Zeichnung beim Flockenstieligen aus dichten roten Schüppchen besteht, zeigt der Netzstielige ein weitmaschiges, rotbraunes Netz auf gelbem Untergrund. Sind die Fruchtkörper jung so ist der Unterschied zwischen beiden Arten kaum feststellbar.

 

Ökologie

Es gibt bei uns hauptsächlich den flockenstieligen Hexen- Röhrling (Boletus erythropus) und den netzstieligen Hexen-Röhrling (Boletus luridus). Als Mykorrhiza-Pilze sind beide Arten auf Lebensgemeinschaften mit Bäumen angewiesen. Die Fruchtkörper wachsen von Juni bis Oktober im Laub- und Nadelwald, Parkanlagen, aber auch unter Straßenbäumen. Besonders häufig findet man die Hexenröhrlinge auf sauren Böden unter Rotbuchen, Eichen und Fichten. Man trifft diese Pilze auch häufig in „Hexenringen“ an. Dies sind Gruppen von Schwammerl der gleichen Sorte, die einen Streifen bilden, der wiederum einen Kreis bildet. Diese Hexenringe entstehen dadurch, dass sich das unterirdische Pilzmyzel, aus dem die „Fruchtkörper“, die wir sammeln, herauswachsen, ringförmig ausbreitet.

 

Verwendung in der Schwammerlküche

Der vorzügliche Geschmack macht diese Pilze für manche Speisen besonders geeignet. Im Pilzstrudel mit Kürbis oder in einem Risotto sollte dieser Pilz seine Verwendung finden. Aber auch als Schwammerlsauce schmeckt er sehr gut und das Fruchtfleisch wird beim Kochen wieder schön hellgelb. Der Hexenröhrling lässt sich auch gut trocknen und dadurch sehr lange haltbar machen. Vor der Verwendung in der Küchen am Vortag in kaltes Wasser legen, das Einweichwasser für die Sauce oder Suppe mitverwenden. Gute Appetit wünscht Gartenfachberater und Pilzkenner Michael Pucher

 


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