Die Marillen reifen!

Sortenwahl und Pflege für eine erfolgreiche Marillen-Ernte

 


Die Marillen-Kultur außerhalb des Weinbauklimas gilt als anspruchsvoll. Nur wer robuste Sorten kennt und um die richtige Baumpflege Bescheid weiß, hat Aussicht auf Erfolg. Tipps dazu verrät Gartenfachberater und „Marillen-Papst“ Josef Mayr.

Marillen aus dem eigenen Garten? Das ist nicht immer ein einfaches Unterfangen! Die Robustheit des ganzen Baumes gegenüber Krankheiten und Spätfrösten zur Blütezeit kann aber mit der richtigen Sortenauswahl deutlich verbessert werden. Die weltweit am meisten gepflanzte Spätsorte ‘Bergeron’ etwa zeigt sich in regenreichen Gebieten anfällig für Pilzkrankheiten wie Monilia, Marillenschorf und Schrotschuss. Die gleichen Probleme hat auch die in Österreich bekannteste Sorte ‘Ungarische Beste’. Geschmacklich bringt sie tatsächlich die beste Frucht, aber Baumgesundheit, Frostfestigkeit und Ertragssicherheit lassen sehr zu wünschen übrig. Nicht umsonst wird sie von vielen Besitzern humorvoll als „Ungarische Bestie“ bezeichnet.

Als „freistehender“ Obstbaum ist keine der von uns getesteten 85 Marillensorten zu empfehlen, da es keine einzige Sorte gibt, die wirklich gegen die gefürchtete Krankheit Monilia resistent ist, auch wenn das von manchen Geschäftstüchtigen behauptet wird. Pilzkrankheiten wie Blütenmonilia und Zweigmonilia (= Triebspitzendürre) sind meist der Beginn des Absterbens von Marillenbäumen, wenn sie nicht regengeschützt gepflanzt wurden. Am Ende steht dann oft die Apoplexie, das sogenannte Schlagtreffen. Zum Glück wurden in den vergangenen Jahrzehnten auch etliche gegen das Scharka-Virus resistente Sorten gezüchtet. Die robustesten und somit empfehlenswertesten unter ihnen sind die aromatische ‘Bergeval’ und die etwas kleinere ‘Harlayne’.

Noch wichtiger ist die Standortwahl!

Die beste Sortenwahl und die bewährteste Unterlage nützen nichts, wenn der Platz für die anspruchsvolle Marille ungeeignet ist. Das Problem für die Baumgesundheit liegt aber nicht in „marillenfeindlichen“ Temperaturen, sondern eher in zu viel Feuchtigkeit. In vielen Gegenden Oberösterreichs und Salzburgs werden doppelt so hohe Niederschlagsmengen gemessen wie im Weinviertel und im Burgenland. Auch häufigen Nebel mögen Marillenbäume nicht.

Eine Seehöhe von über 1.000 m stört Marillenbäume hingegen nicht, wenn sie unter einem Dachvorsprung wachsen dürfen. In Kaprun und Rauris im Pinzgau reifen jährlich auf über 900 m die köstlichsten Früchte heran. Sehr wohl aber leiden Marillenbäume, wenn sie in Staunässe wachsen sollen. Daher unser Tipp: Es hilft in solchen Fällen, den Baum als „Hügelkultur“, also auf einem Erdwall, zu pflanzen.

Spalier an der Wand

Es ist ratsam, mindestens zwei robuste Sorten auf der Zwetschkenunterlage „Wavit“ an eine geschützte, möglichst überdachte Hausseite zu pflanzen, gerne auch an der Nordseite! Erfahrungsgemäß fällt es leichter, in langen Hitzeperioden die Bäume alle zehn Tage kräftig zu wässern, als sie in Regenperioden vor tagelanger Nässe zu schützen. März und November sind die beste Pflanzzeit für wurzelnackte Bäume. Nur Containerware kann man ganzjährig pflanzen.

Bei der Pflanzung kürzen Sie die Wurzeln ein wenig und schneiden Äste so zurück, dass jeder Spalierbaum zwei flache Seiten für die Hauswand-Pflanzung aufweist. Dann lassen Sie die Bäume in einem hohen Fass über Nacht möglichst tief im Wasser stehen. Erst am nächsten Tag werden die Bäume so tief gepflanzt, dass die verdickte Veredelungsstelle möglichst hoch über der Erde sichtbar bleibt. Ein Pflock ist an Hauswänden kaum erforderlich. Allzu steile Äste werden mit elastischen Damenstrümpfen (oder elektrischem Einziehdraht „YE 2,5“) flacher gebunden.

Eine Erdmischung aus Gartenerde, gut abgelagertem Kompost und reichlich Sand, eventuell auch Steinmehl und Hornspänen, hat sich bewährt. Gedüngt wird ausschließlich biologisch – aber erst ab Ertragseintritt. Sonst würde man nur ein unerwünschtes, allzu starkes Wachstum fördern. Wichtig ist nun das kräftige Einschlämmen, um den Erdschluss der Wurzeln zu begünstigen. Nach zwei bis drei Jahren kann man mit ersten Kostproben rechnen.

Bei Marillenbäumen sind die Risiken für Holz- und Rinden-Gesundheit viel größer als die Gefahr, madige Früchte zu ernten. Lediglich Schrotschuss und Marillenschorf setzen witterungsabhängig der Marillenhaut zu – aber auch wieder nur dort, wo die Bäume frei stehen und daher lange anhaltender Feuchtigkeit ausgesetzt sind.

 

Obstbau-Referent Josef Mayr, Luftenberg/D.

 


zurück
 
nach oben